Blackout Problems tauchen in die Welt des Dark Pop ein

Blackout Problems‘ DARK ist wichtig. DARK trifft den Nerv der Zeit und bringt hoffentlich ein bisschen Aktivismus zurück in unsere müden Körper.

Fünf Jahre ist es her, dass ich die Blackout Problems das erste Mal live gesehen habe. Ich kann mich noch gut erinnern. Das Konzert im ZAKK in Düsseldorf hat sich eingebrannt. Diese Energie, die den Saal beherrschte, der Funke, der sich langsam zu einem energetischen Feuer ausweitete. Seither verfolge ich die Blackys auf ihrem Weg und mit jedem neuen Release wird mir wieder bewusst warum ich das tue. Die vier Jungs schaffen etwas, was andere nicht schaffen. Sie kanalisieren alle Wut auf die Gesellschaft, den politischen Aktivismus der in ihnen brennt und die Liebe die dabei in ihnen lebt und schaffen eine Community, eine Gemeinschaft die bei jeder Performance zusammenschmilzt und alles vergessen kann, alles rauslassen kann für den Moment in dem die Blackout Problems alles geben für die Musik.

Jetzt haben sie ihr neues Album gedropped. Das heißt DARK und wir gucken uns das jetzt mal genau an.

Neues Album, neuer Sound.

Schon im Vorfeld haben die vier Jungs aus München sechs Singles aus dem Album veröffentlicht. Angeführt vom Opener des Albums mit dem Titel MURDERER. MURDERER machte klar, wo der Sound hingehen wird. Er wird dunkel, energetisch, aber auch sehr viel poppiger als zuvor. Die Band begibt sich in elektronischere Soundgefilde. Keine Überraschung für Fans, denn schon in vorherigen Releases mischte sich langsam aber sicher eine elektronische Komponente in die Songs. Ihr neues Album bezeichnen die Jungs selbst als Dark Pop Album. Der Schritt weg vom Alternative Rock Richtung Pop ist also sehr wohl gewollt. Doch gelingt der Schritt in eine neue Richtung?

Morri, Mario, Michael und Marcus sind zusammen die Blackout Problems.

DARK lebt von Stimmungen. Das Album führt uns durch verschiedene emotionale Lagen angetrieben von der Kritik an der politischen Lage, von der Enttäuschung über die Gesellschaft, die es scheinbar nicht schafft, einen Safe Space für ihre Mitglieder zu schaffen, in dem sich jeder willkommen fühlt. Diese Kritik spiegelt sich am deutlichsten in den starken Lyrics des Albums. Es war schon immer Blackout Problems Stil politische Texte zu schreiben, die tief verankerte Probleme unserer Gesellschaft offenlegen, anprangern und zur Veränderung aufrufen. Es ist die Quintessenz ihrer Musik und es ist das, was meiner Meinung nach ihre Musik so gut und wichtig macht. Die Band versucht nicht sich anzupassen, sie greift an, sie geht nach vorne und motiviert, Probleme anzupacken. Vielleicht ist es auch gerade diese Tatsache, die Performances der Band so intensiv machen. Die Kunst die Frustration in etwas Positives, Energetisches umzuwandeln. 

In DARK ruft Sänger Mario dazu auf, sich politisch zu engagieren und schafft einen Ort, an dem man sich mit seiner Wut nicht alleine fühlt.

„Take your dreams to the street now. Get your shotgun out“

Es ist der Aufruf zum politischen Engagement, der Appell an die Gesellschaft der so unverkennbar, wie auch eindringlich ist. Weiter singt Frontsänger Mario in MURDERER: „The best politician is a dead one. I disagree.“ Spätestens hier wird klar, dass es nicht nur um Frustrationsabbau geht. Es geht nicht darum, die Politik zu stürzen. Es geht darum, sie zu verändern, aufzuklären um eine bessere Politik zu schaffen. Frust darf nicht nur an denen da oben abgelassen werden. Wir alle sind Teil davon und wir alle sollten unsere Stimme nutzen.

Das Video zur ersten Singleauskopplung Murderer.

In GERMANY, GERMANY sagt die Band dem Rechtsruck den Kampf an. In LADY EARTH wird die Kritik auf ein globales Niveau gehoben. „Come on and push right over the edge. I ran out of things to believe in“, ein Gefühl, dass wohl viele, vor allem junge Leute, zur Zeit nachempfinden können. Das Album verhandelt Frust, Resignation, Angst vor der Zukunft. Es plädiert an die Menschlichkeit, zählt auf, wo die Menschlichkeit versagt, um dann schon fast zynisch die Frage zu stellen: „Aren’t we humans the best?“. Es gibt aber gleichzeitig auch Hoffnung Veränderung und darauf, dass alles wieder besser wird. Das Album motiviert aufzustehen, gegen die Ungerechtigkeiten dieser Zeit anzukämpfen.

Dark Pop? Wie klingt das?

Musikalisch werden die starken Lyrics von einem ebenbürtigen Sound begleitet.
Man hat sich musikalisch weiterentwickelt. Der rohe Rocksound der Band synthetisiert mit ausgeklügelten, digital produzierten Einschnitten. So entsteht ein frischer, moderner Sound. Ein Sound, der perfekt in die aktuelle Musikwelt passt. Das Schöne ist, dass trotz den Elektroeinflüssen der Blackout Problems Vibe nicht auf der Strecke bleibt, Pop heißt halt nicht gleich lasch. Das Album lebt vom stimmungsvollen Klangteppich, von surrenden Gitarren und starken Beats. Die Produktion hat ein neues Level erreicht und ergänzt die starken Texte besser denn je. Die Dynamiken der Songs, die sich aufbauenden und wieder abschwellenden Momente machen Bock. Sie sind spannend und lassen nur erahnen wie intensiv das nächste Blackout Problems Konzert wird.

Besser und wichtiger denn je.

Mit ihrem dritten Album DARK zeigen die Blackys, was sie können und wozu sie stehen. Sie haben sich weiterentwickelt und ihre Message ist prägnanter und wichtiger als je zuvor. In einer Zeit in der sich die Gesellschaft immer weiter spaltet, angetrieben von Fake News, Hetze und fehlender Menschlichkeit ist dieses Album genau das, was wir brauchen. Dark Pop funktioniert, er klingt bombastisch und frisch. Es macht Spaß zu sehen wie sich die Jungs in neun Jahren Bandgeschichte weiterentwickelt haben und es macht noch mehr Spaß zu sehen, dass sie immer besser werden in dem, was sie tun.

Zum Schluss lasst uns die wichtigste Message des Albums nicht vergessen:

R.E.S.P.E.C.T. & L.O.V.E. for everybody!